Dienstag, 6. März 2007

Chamäleon

Wahrhaftigkeit trägt einen hellen Schein. Besonders hell leuchtet er in Zeiten, in denen Betrug und Bestechlichkeit der Beletage anhaften und Authentizität wie Transparenz zum eilig übergestülpten Büßerkleid der Manager mutieren. Dann überstrahlt der ehrliche Schein sogar das, was drinsteckt in dem Kleid: Persönlichkeit.

Natürlich ist nichts Falsches an der ehrlichen Haut. Doch ist sie oft nichts weiter als eine Masche, eine reichlich durchsichtige noch dazu, bei der das Authentische zum einzig wahren Wert erklärt wird und somit alle Qualitäten verkörpert, die ein Vorbild heute braucht. Wer sich verstellt, gilt als unehrlich; wer sich anpasst als Opportunist; und wer für alles offen ist, kann nicht mehr ganz dicht sein. Aber wer ist, wie er ist und dabei bleibt, der hat zumindest das Zeug zum Original. Ich kann das nicht mehr hören.

Authentizität ist wie ein Eisberg in der arktischen See: imposant an der Oberfläche, aber darunter lauert die Gefahr. Authentizität adelt den Büroautisten genauso wie das Chefzäpfchen und den Despoten. Sie verklärt den berechnenden Egoisten zum mutigen Haudegen und den ewig nörgelnden Tunichtgut zum wertvollen Querdenker. Die sind halt so – aber wenigstens bleiben sie sich treu und stehen dazu. Was kann der Pitbull schon dafür, dass er alle beißt? Aua!

Aus der Zwillingsforschung ist heute bekannt, dass die Gene allenfalls 20 bis 50 Prozent Einfluss auf den Charakter eines Menschen nehmen. Der Rest ist freier Wille. Oder mit den Worten Epikets: „Mache dir selbst zuerst klar, was du sein möchtest; und dann tue, was du zu tun hast.“ Nicht das Authentische verdient unsere Bewunderung, sondern die Gabe seinen selbst gewählten Werten treu zu bleiben, während man sich dennoch unterschiedlichen Situationen und Bedürfnissen anpasst. So wie das Chamäleon in der Lage ist, auf eine wechselnde Umwelt schnell zu reagieren, sollten sich vorbildliche Führungskräfte darum bemühen, auf Einzelcharaktere oder Teams unterschiedlich einzugehen, sie individuell zu fördern und so erst zur respektablen Persönlichkeit zu reifen. Nicht wer man ist, ist dann das Ziel, sondern wer man sein möchte: dem einen ein Ansporn, dem anderen ein Anstoß, dem dritten ein Anführer.

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